Wirkungen der lufthygienisch wichtigsten Schadstoffe auf die Gesundheit
SO2 ist ein mäßig wasserlösliches Reizgas.
Die Wirkung eines Reizgases besteht in Rötung, Schwellung und verstärkter Sekretion der feuchten Schleimhäute von
Augen und oberen Luftwegen. In extremen Fällen gehen Zellen zugrunde (Zellnekrosen). SO2
wirkt auf die Schleimhäute des Nasen-Rachen-Raumes, des Bronchialsystems und der Augen (VDI 2310, 1984, Bl. 11).
Bevorzugter Angriffsort sind die Bronchien. Die starke Reizwirkung des SO2 auf die Luftwege ist
durch die in feuchtem Milieu sich bildende schweflige Säure zu erklären. Infolge Kontraktion der Bronchialmuskulatur
verengen sich die Atemwege. Dadurch nimmt der Atemwegswiderstand zu, und die Atemfunktion wird nachteilig verändert.
Die Zurückhaltung (Retention) des SO2 im Nasen-Rachen-Raum ist beträchtlich (85% - 99%).
In die Tiefe der Atemwege gelangen jedoch ungehindert das an Feinstaub adsorbierte SO2 und
Schwefelsäure-Aerosole.
In den heute in der Umwelt im Allgemeinen auftretenden Konzentrationen ist SO2 für den gesunden Erwachsenen ungefährlich. Gesunde adaptieren sich sogar bei längerer
Exposition. Dagegen reagieren Asthmatiker empfindlich auf ansteigende Konzentrationen. Ähnliches gilt für Kleinkinder.
Für sie ist die SO2-Belastung der Luft Mitursache für die in den Wintermonaten besonders
häufig auftretende Bronchitis. Ein dosisabhängiger Zusammenhang zwischen der SO2-dominierten
Luftverschmutzung und akuten Atemwegsinfektionen gilt als sicher. Krebserzeugende, erbgutverändernde oder fruchtschädigende
Eigenschaften bestehen nicht.
Schwefelwasserstoff (H2S) |
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Der Wirkungsmechanismus ist unklar, beruht aber wahrscheinlich auf einer Inaktivierung schwermetallhaltiger, sauerstoffübertragender Enzyme.
Die geruchliche Warnwirkung (Geruchsschwelle bei 0,025 ml/m3) des
intensiv nach faulen Eiern riechenden Gases ist nur bei relativ geringen H2S-Konzentrationen vorhanden.
Bei höheren Konzentrationen tritt rasch Gewöhnung ein mit Vertäubung der Geruchsrezeptoren.
Das Bild der akuten Vergiftung ist durch Symptome der drohenden Erstickung gekennzeichnet (Bewusstseinsverlust und zentrale Atemlähmung).
Bei chronischer Giftaufnahme finden sich Reizungserscheinungen der Schleimhäute der Augen und der Atemwege sowie allgemeine
Krankheitssymptome. Aus der Kunstfaserherstellung sind Schädigungen der Hornhaut des Auges bekannt (sog. Spinner-Keratitis).
Obwohl Stickstoffmonoxid in der Außenluft im Allgemeinen in wesentlich höheren Konzentrationen als
Stickstoffdioxid auftritt, sind nachteilige gesundheitliche Auswirkungen nicht bekannt. Dagegen hat Stickstoffdioxid wegen seiner
medizinisch-biologischen Wirksamkeit als Reizgas Bedeutung (VDI 2310, 1985, Bl. 12).
NO2 wird zu 80% bis 90% in den Atemwegen resorbiert. Auf Grund seiner chemischen Aggressivität
(ungesättigtes Radikal) greift es die Schleimhäute der Atemwege an. Schleimhautreizungen außerhalb der Lunge sind
nicht bekannt. Durch die lungenspezifische Wirkung kommt es zu Beeinträchtigungen der Lungenfunktion als Folge der unmittelbaren
Wirkung in der Lungenperipherie.
Niedrige Konzentrationen bei langfristiger Exposition wie auch kurzfristige NO2-Spitzen bewirken eine
Vielzahl biochemischer, funktioneller, zellulärer und subzellulärer Veränderungen.
Asthmatiker und Bronchitiker reagieren empfindlich bereits auf NO2-Konzentrationen, die bei Gesunden
noch keine Änderung des Atemwegswiderstands zeigen. Bronchitiker klagen über Beschwerden bereits ab Konzentrationen von
0,84 mg/m3 (0,5 ppm). Eine Zunahme des Strömungswiderstands in den Atemwegen ist bei kurzfristiger Exposition ab
etwa 2,85 bis 4,5 mg/m3 (1,5 bis 2,5 ppm) nachgewiesen.
Wie aus tödlichen Unfällen nach NO2-Inhalation in hohen Konzentrationen bekannt ist, reicht
die NO2-Wirkung bis zur Ausbildung des toxischen Lungenödems, eines Zustands, der durch Zunahme
der Flüssigkeit in der Lunge mit ernsten Komplikationen gekennzeichnet ist. Man nimmt an, daß NO2
die Widerstandsfähigkeit gegen bakterielle und virale Lungeninfektionen vermindert.
Kohlenmonoxid und Schwefeldioxid verstärken offensichtlich die NO2-Wirkung. Die Langzeitwirkung
von NO2 auf die Allgemeinbevölkerung ist wegen des gleichzeitigen Einwirkens anderer Schadstoffe
nur schwer nachzuweisen. Es fehlen sowohl die typische Schadensausprägung als auch der Nachweis von NOx
-Metaboliten. Bei Schulkindern zeigt sich dagegen in belasteten Gebieten eine höhere Häufigkeit an Atemwegserkrankungen
mit Einschränkung der Lungenfunktion als Folge der allgemeinen Luftverunreinigung. Untersuchungen in Haushalten mit Gas als
Energieträger weisen auf die spezifische Rolle des NO2 hin.
Bei der Beurteilung der Wirkung von NOx muss beachtet werden, dass durch atmosphärische
Zwischenreaktionen neue Reaktionsprodukte wie O3, PAN, HNO3 u.a.
entstehen können, die z. T. toxischer sind als die Primärprodukte. Darüber hinaus können bei gleichzeitiger
Einwirkung mehrerer Schadstoffe Wirkungen im Sinne eines Synergismus auftreten.
CO ist ein Atemgift, das den Sauerstofftransport im Blut behindern kann, wodurch die Funktion des Zentralnerven- und
Herzkreislaufsystems beeinträchtigt werden können. Die konkrete Wirkung ist abhängig vom CO-Gehalt der Atemluft, von
der Dauer der Einatmung und der Atemtiefe. Kohlenmonoxid kann in CO-freier Luft wieder "abgeatmet" werden. Es kann zu Schädigungen
von Organen führen, die gegen Sauerstoffmangel empfindlich sind. Erste Vergiftungserscheinungen sind Schwindelanfälle,
Kopfschmerzen und Sehstörungen. Wirkungen geringer Konzentrationen können sich in der Beeinträchtigung der Herzfunktion
und Verringerung der Aufmerksamkeitsleistung äußern.
CO2, Bestandteil der Ausatmungsluft (3% - 4%) und häufig fälschlicherweise als
Kohlensäure bezeichnet, hat vor allem arbeitsmedizinische Bedeutung. In einem niederschlesischen Grubenrevier kamen
1930 durch »schwere Wetter« 150 Bergleute ums Leben. Unglücksfälle in Abwasserkanälen, beim Reinigen
von Wasserleitungsrohren, in Gärkellern, in Getreidesilos u. ä. sind bekannt geworden.
Die CO2 -Empfindlichkeit des Menschen ist sehr verschieden. Gesundheitsstörungen (Kopfschmerzen, Ohrensausen, Herzklopfen
u. a.) treten beim Einatmen von Luft auf, deren CO2-Gehalt etwas über dem der Ausatmungsluft
liegt (4% - 6%). Gewöhnung, besonders bei langsamer CO2-Zunahme, ist möglich.
Höherer CO2 -Gehalt der Luft (8% - 10%) bewirkt rasch Atemnot, Bewußtlosigkeit,
Atemstillstand. CO2-Konzentrationen um 12% sind sofort tödlich. CO2
zählt als Stickgas zu den Atemgiften. Die Wirkung beruht auf einer Störung der Sauerstoffversorgung.
Eine brennende Kerze erlischt bei 8 - 10 Vol.-% CO2 in der Luft.
Die Inhalation von NH3 führt durch Reizung der Atemwege zu Husten und Atemstörungen
(Kurzatmigkeit, Atemnot). Auf der Haut verursacht Ammoniak in Gasform oder in Lösung entzündliche Rötung. Die
Wirkung ist immer rein lokal. Eine resorptive NH3 -Vergiftung kommt praktisch nicht vor, weil
selbst große Mengen Ammoniak rasch in Harnstoff übergeführt werden. Bei Unfällen kann es durch Einatmen
konzentrierten Ammoniaks zu Erstickung kommen. Die Lungenfunktionen sind nach einem Unfall häufig für Jahre herabgesetzt.
Besonders gefährdet ist das Auge (Hornhauttrübung, Erblindung).
Ozon ist eine der Hauptkomponenten des photochemischen Smogs, dessen charakteristisches Schadbild durch Irritation der oberen
Atemwege bestimmt ist. Neben O3 haben NO2, PAN, Formaldehyd und
weitere Substanzen Bedeutung.
Ozon selbst ist zwar hochtoxisch, aber nicht die am stärksten irritativ wirkende Komponente
in dem komplexen Schadstoffgemisch des photochemischen Smogs. Interferenzen mit anderen Substanzen spielen für die
biologisch-medizinische Wirkung eine Rolle, wobei Sekundärprodukte eine höhere toxische Potenz haben können als die
Ausgangsprodukte. Belastungen durch Ozon treten auch am Arbeitsplatz und im Wohnbereich auf.
Ozon ist ein Reizgas und wirkt schon in relativ niedrigen Konzentrationen in der Lungenperipherie. Der Hauptschädigungsort
liegt in den peripheren Lungenverzweigungen. Lungenfunktionsstörungen, funktionell-biochemische Wirkungen, Schleimhautreizeffekte
und Geruchsbelästigung sind nachgewiesen. Lungenfunktionsstörungen sind bis in Konzentrationsbereiche von 200
Mikrogramm/m3 (0,1 ppm) beschrieben (VDI 2310, 1987, Bl. 15).
Verschiedene Personen reagieren auf dieselbe
Ozonkonzentration in der Atemluft unterschiedlich. Hierfür gibt es keine Erklärung. Jüngere sind ozonempfindlicher
als Ältere. Auch das lässt sich nicht verallgemeinern. Ein Unterschied zwischen Normalpersonen und Bronchitikern besteht
offensichtlich nicht. Allergiker, besonders Kinder, gelten als ozonsensibel (Rink/Hüttemann/Eckel, 1994).
Staub/Schwebstaub (TSP) und Feinstaub Partikel (PM10/PM2.5) |
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Staub ist die Sammelbezeichnung für feinste feste Teilchen (Partikel), die in Gasen (insbesondere in der Luft) aufgewirbelt lange Zeit schweben können. Staub ist definitionsgemäß Bestandteil des Schwebstaubes. Der Schwebstaub umfasst zusätzlich auch noch den Rauch und Rußpartikel. Es reicht für die Beurteilung nicht aus, nur den Gesamtschwebstaub (TSP - total suspended particulates) zu berücksichtigen. Eine selektive Bewertung der Feinstaubaerosole ist notwendig. Aus gesundheitlicher Sicht ist neben dem Schadstoffgehalt des Staubes die Größe der Staubpartikel der entscheidende Parameter.
Im Gegensatz zum Grobstaub (Partikel mit einem Durchmesser größer 10 Mikrometer) kann Feinstaub über die Atemwege bis in die Lunge gelangen. Wichtige Fraktionen des Feinstaubs sind die PM10- und die PM2.5-Fraktion. Unter der Messgröße PM10 bzw. PM2,5 (particulate matter < 10 µm bzw. < 2,5 µm) wird die Feinstaubfraktion mit einem oberen aerodynamischen Partikeldurchmesser bis zu 10 µm (bzw. bis zu 2,5 µm) verstanden. (Der Vollständigkeit halber sei noch die PM1-Fraktion angeführt.) Die Staubfraktion mit einer Partikelgröße kleiner 0,1 µm wird als Ultrafeine Partikel bezeichnet.
Die Ablagerung (Deposition) der eingeatmeten Partikel in den Atemwegen hängt vom aerodynamischen Partikeldurchmesser ab. Feinstaub bis zu einer Größe von 10 µm gelangt bis in den oberen Bereich der Lunge; Feinstaub, der kleiner als 2,5 µm ist, kommt bis in den Zentralbereich der Lunge. Ultrafeine Partikel (kleiner als 0,1 µm) können sogar in die Lungenbläschen eindringen.
Generell führt die Einwirkung von Schwebstaub akut zu einer Beanspruchung des Reinigungsmechanismus der Atemwege und zu einer Irritation der Bronchialschleimhaut. Die chronische Staubbelastung begünstigt die Entwicklung der chronischen Bronchitis sowie von Lungenfunktionsveränderungen. Der größere Teil der in den Atemwegen deponierten Staubpartikel wird in den Nasen-Rachen-Raum (zurück)transportiert, abgehustet oder verschluckt. Im letzteren Falle kann dies bei toxischen Stäuben zu systemischen Wirkungen führen.
Es ist erwiesen, dass das Einatmen von Feinstaub negativ auf den Gesundheitszustand des Menschen wirkt. Dies ist nicht nur dann der Fall, wenn sich an der Oberfläche von Stäuben gefährliche Stoffe wie Schwermetalle oder Krebs erzeugende polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) anlagern. Auch die Staubpartikel selbst stellen ein Gesundheitsrisiko dar: Je kleiner die Staubpartikel sind, desto größer ist das Risiko zu erkranken. Kleine Partikel dringen nämlich tiefer in die Atemwege ein als größere. Dadurch gelangen sie in Bereiche, von wo sie beim Ausatmen nicht wieder ausgeschieden werden. Sie sind deshalb besonders gesundheitsschädlich. Ultrafeine Partikel können zudem über die Lungenbläschen in die Blutbahn vordringen und sich über das Blut im Körper verteilen. In den Lungenbläschen sind Atmung und Blutkreislauf funktionell und anatomisch sehr eng miteinander verbunden. Deshalb können Störungen des einen Systems - wie etwa entzündliche Veränderungen im Atemtrakt - auch das andere System, also Herz oder Kreislauf, beeinträchtigen.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat in Untersuchungen festgestellt, dass es keine Feinstaubkonzentration gibt, unterhalb derer keine schädigende Wirkung zu erwarten ist. Hierin unterscheidet sich Feinstaub von vielen anderen Schadstoffen wie Schwefeldioxid oder Stickstoffdioxid. Nicht nur kurzzeitig erhöhte Konzentrationen führen zu negativen gesundheitlichen Auswirkungen, gerade längerfristig vorliegende, geringere Konzentrationen wirken gesundheitsschädigend. Die Feinstaubbelastung sollte also so gering wie möglich sein (UBA, Stand: 01/ 2009).
Als Ruß werden Kohlenstoffpartikel mit einer Größe von etwa 0,1 µm und kleiner bezeichnet. Hierbei handelt es
sich nicht um einzelne Kohlenstoffteilchen, sondern um regelmäßig geformte Agglomerate, die sich auf Grund molekularer
Anziehung bilden. Die Agglomerate erreichen eine Größe von etwa 1 µm. Ruß ist ein unerwünschtes Produkt
der unvollständigen Verbrennung von Kohlenwasserstoffen. Verursacht wird die Rußbildung durch Sauerstoffmangel bei der
Verbrennung oder durch das vorzeitige Abkühlen der Verbrennungsgase. Im Bundesdurchschnitt ist etwa ein Drittel des aus
Verbrennungsprozessen emittierten Ruß dem Kfz-Verkehr zuzurechnen, woran der Nutzfahrzeugverkehr den weitaus größten
Anteil hat. Hausfeuerungsanlagen, insbesondere Kohle-Einzelraumheizungen, stellen die stärkste Emissionsgruppe dar. Große
Bedeutung haben Rußemissionen aus Dieselmotoren, da sie als krebserregend klassifiziert werden.
Blei (Pb) und anorganische Bleiverbindungen |
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Die mengenmäßig bedeutsamste Bleiaufnahme ergibt sich aus der Nahrung (pflanzliche und tierische Lebensmittel). Blei ist
ein toxisches Schwermetall mit stark neurotoxischer Potenz. Diskutiert werden neuropsychologische Wirkungen (Wahrnehmungsorganisation,
Reaktionsverhalten). Beginnende Anämie und Tendenz zu peripheren neurologischen Störungen können auf eine chronische
Vergiftung hindeuten. Akute und subakute Vergiftungen sind selten und kommen nur unter extremen Bedingungen vor. Denn die Resorption
erfolgt langsam und die Speicherung rasch.
Lungengängige Aerosole werden je nach Partikelgröße und Löslichkeit zu 50 bis 80% über die Atemwege
resorbiert (über den Magen-Darm-Trakt nur zu 8%). Das im Blut zirkulierende Blei wird im Knochen gebunden (Bleidepot) und unter
bestimmten Bedingungen remobilisiert. Die eigentliche Giftwirkung des Blutbleis besteht in einer Blockade der Sulfhydrilgruppen von
Enzymen, was zu Funktionsausfällen mit Stoffwechselstörungen führt (Blut, Muskulatur, Nervensystem). Zahnbleigehalt
und aktueller Blutbleispiegel geben Hinweise auf eine Belastung. Kinder gelten als Risikogruppe.
Cadmium wird zum größeren Teil über Nahrungsmittel, zum geringeren Teil über Trinkwasser und Atemluft aufgenommen
(81:18:1). Cadmium wird in der Leber an einen Eiweißkomplex gebunden, in die Nieren transportiert und in der Nierenrinde
abgelagert. Wegen seiner Nierentoxizität gilt die Niere bei Cadmiumbelastung als das kritische Organ. Allerdings werden in
Deutschland im Allgemeinen keine Konzentrationen erreicht, die Nierenfunktionsstörungen auslösen.
Da Cadmium, dessen Wirkungsmechanismus dem des Bleis ähnlich ist, schneller als Blei resorbiert, aber langsamer gespeichert wird,
sind unter extremen Bedingungen akute Vergiftungen häufiger. Die akute Vergiftung (Arbeitsunfall) durch Einatmen von
Cadmiumdämpfen oder -stäuben zeigt das Bild der Reizgasvergiftung. Symptome der chronischen Cadmiumvergiftung
(Berufskrankheit) sind chronische Entzündungen der Atemwege, Nierenschäden, Knochenschwund und Leberschäden.
Cadmium zählt zu den Metallen mit Verdacht auf ein krebserzeugendes Potential bei inhalativer Aufnahme. Eine solche
Gefährdung ist besonders durch die Lungenkrebs induzierende Wirkung Cd-haltiger Aerosole beim Rauchen gegeben.
Quecksilber (Hg) und Quecksilberverbindungen |
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Unter Umweltbedingungen besteht durch die inhalative Belastung keine Gesundheitsgefährdung. Auch ist die Hg-Belastung über
Luft, Trinkwasser und andere Getränke gegenüber der durch Amalgam-Zahnfüllungen gering. Von der Bevölkerung wird Hg
in erster Linie über die Nahrung aufgenommen (hauptsächlich über Fisch und Fischerzeugnisse).
Quecksilber besitzt wie andere Schwermetalle eine große Affinität zu Enzymen mit Sulfhydrilgruppen und blockiert diese.
Eingeatmeter Quecksilberdampf wird zu etwa 80% über die Lunge aufgenommen. Im Verdauungstrakt wird metallisches Hg nur langsam
ionisiert und deshalb kaum resorbiert. Anorganische Hg-Verbindungen werden nur zu etwa 15% aus dem Magen-Darm-Trakt resorbiert
(organische Verbindungen nahezu vollständig!). Auch über die Haut kann feinverteiltes Hg resorbiert werden.
Die akute Hg-Vergiftung ist durch Gastroenteritis und Nierenschäden gekennzeichnet. Bei der chronischen Vergiftung stehen
Schädigungen des Nervensystems im Vordergrund.
Besonders gefährlich sind die gut lipidlöslichen
Alkyl-Hg-Verbindungen (z. B. Dimethylquecksilber) und die Aryl-Hg-Verbindungen (z.B. Phenylquecksilberacetat). Irreversible
Schäden im Nervensystem!
Arsen (As) und anorganische Arsenverbindungen |
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Die Belastung erfolgt vor allem über Nahrungsmittel, besonders Fisch und andere Meerestiere. Pflanzen bilden keine höheren
Arsenkonzentrationen, da As phytotoxisch wirkt. Arsen, im Rauchgas überwiegend an Partikeln als AsO2
gebunden, kann bei nicht wirkungsvoller Entstaubung aus Emittenten als Flugasche auf dem Boden deponiert werden. Ein Einfluss
auf die Nahrungsketten ist hierdurch denkbar. Die toxische Wirkung beruht auf einer Blockade der Sulfhydrilgruppen. 5wertige
As-Verbindungen sind gering toxisch. Die Toxizität steigt entsprechend der Reduktion zum 3wertigen As.
Die akute Vergiftung besteht lokal in einer starken Gewebereizung durch Kapillarschädigung und bei oraler Aufnahme in
gastroenteritischen choleraähnlichen Erscheinungen. Bei chronischer Vergiftung sind Haut und Nervensystem betroffen.
Arsen und seine anorganischen Verbindungen gelten als krebserzeugende Stoffe. Die wesentlichen Manifestationen sind Haut- und
Lungenkrebs.
Flüchtige aromatische Kohlenwasserstoffe |
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Aromatische Kohlenwasserstoffe besitzen in Abhängigkeit von ihrer chemischen Struktur mehr oder
weniger ausgeprägte narkotische und z. T. erhebliche haut- und schleimhautreizende Wirkungen. Als Luftverunreinigungen
haben die sog. BTX-Stoffe Bedeutung, besonders das Benzol als wichtiges Umweltgift.
Benzol gilt als gentoxische Substanz. Es ist kanzerogen. Die chronische Vergiftung ist durch schwere
Blutbildungsstörungen mit der Ausbildung von Leukämien gekennzeichnet. Unbekannt ist, welche Dosen in
welcher Häufigkeit zur Entartung des weißen Blutbildes führen. Auch kann eine Latenzzeit nicht angegeben
werden. Das Krebsrisiko wird mit neun bis zehn Leukämiefällen auf 1000000 Exponierte bei einer 70 Jahre
langen Exposition gegenüber 1 Mikrogramm Benzol/m3 Atemluft angegeben. Für die Allgemeinbevölkerung ist
das Auto die bedeutendste Expositionsquelle.
Die akute inhalative Vergiftung beginnt mit einem Erregungszustand (Benzolrausch), Gesichtsrötung und
Verlust der Selbstkontrolle mit nachfolgender Narkose. Akute Vergiftungen heilen oft ohne Folgen aus.
Toluol (Methylbenzol) und Xylole ( Dimethylbenzole, allgemeine Formel: C6H4(CH3)2 ) besitzen deutlichere narkotische Eigenschaften als Benzol; es fehlen aber die chronisch toxischen
Schädigungen des Knochenmarks (Blutbildung).
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAH) |
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PAH haben als organische Staubinhaltsstoffe Bedeutung. Kanzerogene und mutagene Eigenschaften
verschiedener PAH sind experimentell eindeutig nachgewiesen. Unter den mehr als 20 umweltrelevanten PAH gelten die folgenden
Verbindungen als wichtige Kanzerogene: Benzo(a)pyren (BaP), 3-Methylcholanthren, Benz(a)anthracen, 7,12-Dimethylbenz(a)anthracen
(DMBA), Dibenz(a,h)anthracen.
Die höher siedenden PAH sind meist an Partikeln adsorbiert, die infolge ihrer Kleinheit bis in die Lungenbläschen gelangen.
In der Lunge werden die PAH abgelöst und verstoffwechselt, wodurch die eigentlichen Kanzerogene entstehen. Häufig wird
wegen der relativen Einheitlichkeit der PAH-Profile das am besten untersuchte BaP als Leitsubstanz zur toxikologischen Bewertung
herangezogen. Allerdings kann dieser Maßstab nicht generell für die verschiedenen Typen von PAH-Gemischen in der
Atmosphäre oder in Abgasen benutzt werden. Es ist noch wenig bekannt über den Einfluss eines oder mehrerer PAH auf die
Wirkung des Gesamtgemischs. Offensichtlich spielen noch zusätzliche, die Geschwulstbildung fördernde Faktoren eine Rolle.
Man nimmt an, dass die allgemeine Luftverunreinigung einen Teil der Lungenkrebshäufigkeit verursacht.